Qualitative Sozialforschung
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Vulnerabilität und Empowerment: Partizipative Ansätze der Gesundheitsförderung mit Geflüchteten (EMPOW)

Das Projekt

Das EMPOW-Projekt zielt darauf ab, gemeinsam mit geflüchteten Personen an drei Standorten (Berlin, Hannover, München) Gesundheitsförderung für Menschen mit Fluchterfahrung zu entwickeln. Dem partizipativen Forschungsansatz entsprechend werden Geflüchtete als Co-Forschende und Community-Partner*innen beteiligt. Neben dem LMU-Team sind zudem Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens und der Zivilgesellschaft als Partner*innen beteiligt.

Projektziele

  1. Lebensweltliche Gemeinschaften, gesundheitsbezogene Bedarfe und Ressourcen ausgewählter Gruppen mit Fluchterfahrung an drei Standorten (Berlin, Hannover, München) partizipativ und community-basiert analysieren;
  2. gemeinsam praktische Maßnahmen der Gesundheitsförderung für Menschen nach der Flucht entwickeln (Praxis);
  3. verstehen, wie Vulnerabilität (Verletzbarkeit), Othering und Empowerment von Menschen mit Fluchterfahrung im Hinblick auf ihre Gesundheit erlebt werden (Theorie).
Publikation
  • von Unger, Hella (2023): Vulnerability and Empowerment: Participatory Approaches to Health Promotion with Refugees (EMPOW). Bielefeld: PH-LENS Working Paper Series No. 7, https://doi.org/10.4119/unibi/2985393

Partizipative Forschung

Partizipativ zu forschen bedeutet, die Menschen, um die es geht, mit Entscheidungsmacht am Prozess zu beteiligen. Ziel ist es, soziale Wirklichkeit besser zu verstehen und zu verändern: gesellschaftliche Teilhabe soll gestärkt und soziale und gesundheitliche Benachteiligungen sollen abgebaut werden. Der Ansatz der community-basierten partizipativen Forschung legt einen Schwerpunkt auf lebensweltliche Gemeinschaften (engl. communities). Im EMPOW-Projekt werden Menschen mit Fluchterfahrung als Co-Forschende und Community-Partner*innen beteiligt: sie bestimmen die Themenwahl, die Zielsetzung, das methodische Vorgehen, die Auswertung und die Entwicklung praktischer Maßnahmen der Gesundheitsförderung an den drei Standorten wesentlich mit. Partizipative Forschungsmethoden, die zur Anwendung kommen (können), reichen von kunstbasierten Methoden, über Community-Mapping und Photovoice bis hin zu regulären Methoden der empirischen Sozialforschung.

Theoretischer Hintergrund

Das Konzept der Vulnerabilität erfüllt eine zentrale Funktion in Public Health: Es dient der Bestimmung von Gruppen, die eine gezielte Unterstützung und einen besonderen Schutz benötigen. Das Konzept entfaltet in seiner praktischen Anwendung jedoch ambivalente Effekte, da es als „label“ verwendet wird, das ungleiche Machtverhältnisse festschreibt und bestehende Heterogenität/en innerhalb der Gruppen vernachlässigt und so dazu beiträgt, die Handlungsfähigkeit der Gruppen tendenziell zu unterschätzen.
Das EMPOW-Projekt zielt darauf ab, das Konzept der Vulnerabilität weiter zu entwickeln und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Perspektiven von geflüchteten Gruppen selbst und deren individuelle und kollektive Handlungsfähigkeit (Agency) und Selbstermächtigung (Empowerment) zu legen. Das Projekt verspricht nicht nur Erkenntnisse über gesundheitsbezogene Verletzbarkeit und Ermächtigungsprozesse, sondern auch über Formen des „benevolent othering“, also wohlmeinende Konstruktionen von Geflüchteten als „andere“, die helfende Beziehungen und auch Forschungsbeziehungen prägen können.
Das Konzept der Gesundheitsförderung bietet die Möglichkeit, soziale Determinanten in den Blick zu nehmen und das mentale, körperliche und soziale Wohlbefinden von Geflüchteten auf vielfältige Art und Weise in den Settings und Lebenswelten zu fördern.

Projektwebseite

LMU-Team

Anna Huber anna.huber@soziologie.uni-muenchen.de
Dennis Odukoya odukoya@soziologie.uni-muenchen.de
Prof. Dr. Hella von Unger unger@lmu.de
Anna-Natalia Koch anna-natalia.koch@soziologie.uni-muenchen.de

Laufzeit

11/2019 - 10/2022

Förderung

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Forschungsgruppe PH-Lens: Refugee migration to Germany: a magnifying glass for broader public health challenges
(Koordination: Oliver Razum, Universität Bielefeld)
Standorte und Partnereinrichtungen
  • Berlin: "Global Empowerment and Development Association (GEDA) e.V." und "Projekt Afrikaherz"
  • Hannover: Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.v. (LVG & AFS)
  • München: Refugio München

 

 Weiterführende Informationen (0,7 MB)